Test Fuji X100t
Erfahrungen mit meiner Fuji X100t

Aus Hass mach Liebe. Die unendliche Geschichte mit der Fuji X100t

Es ist in jedem Winter und Frühjahr dasselbe: Immer dann, wenn ich etwas Zeit für andere Dinge außer Hochzeiten habe, immer dann, wenn ich meinen Fuhrpark etwas überdenke und viele wichtige Dinge für "Endlichbilder" auf den Weg bringe, kommt in mir auch der Wunsch nach einer Kamera "nur für mich" hoch.  Versteht mich nicht falsch. Ich liebe meinen Nikon Fuhrpark. Ich kann mir nichts besseres für meine Arbeit vorstellen als Nikon Vollformat, gepaart mit Festbrennweiten. (Ich nutze fas ausschließlich das 35 1.4 und das 85 1.4) Aber es ist ja so: Fahre ich in den Urlaub, besuche ich alte Freunde, möchte ich ein paar schöne Erinnerungen an private Momente, dann will ich ungern eine D750 mitnehmen, die ich evtl. am nächsten Tag für eine Hochzeit brauche und die auch einfach "zu fett für den Alltag" erscheint. Also kommt regelmässig der Wunsch nach einer kleinen aber feinen Zusatzkamera. In den letzten Jahren habe ich da schon so einiges gekauft und wieder verkauft! Fuji x100s, Sony RX100, analoge Kameras, manchmal auch einfach ein günstiges, leichtes Objektiv für meine Nikon. Doch immer wieder, mal nach nur ein paar Wochen, mal nach einem ganzen Sommer kam meine Entscheidung: Nein, ich bin so verwöhnt durch meine Profiausrüstung, dass ich keine zusätzliche Kamera brauche. Stimmt: Fast jeder hat eine sehr sehr gute Kamera mit einer "35 mm" Festbrennweite eigentlich immer dabei: Das Iphone. Ganz ehrlich. Viele der aktuellen Kameras stecken mittlerweile aus genau diesem Grund in der Krise. Das Iphone hat eine hervorragende Farbwiedergabe, der Autofokus wird ständig verbessert und der größter Vorteil: Man hat es immer dabei. Nun - lange Rede kurzer Sinn: wir haben März 2016 und ihr könnt euch denken was hier neben mir liegt. Richtig. Eine Fuji X100t. Warum nur? Die Erklärung folgt.

Hochzeitsfotograf aus Hamburg, Matthias Endlich Hochzeitsfotos für Hamburg, Bremen, Lübeck, Hannover, Kiel und Berlin.
Fuji X100t mit Sonnenblende und UV Filter als Objektivschutz.

In diesem Jahr, hat sich etwas verändert. Denn neben mir liegt eben nicht nur die Fuji sondern etwas noch viel wertvolleres: Unsere Tochter. Als unsere kleine Sofia vor einigen Wochen geboren wurde, fing bei mir dieses nervige Kribbeln wieder an. Kann ich ins Krankenhaus jedesmal meine fette Nikon mitnehmen? Will ich am Strand meine wertvollen Objektive auspacken? Hat meine Frau Lust, eine Vollformatkamera auf den Kindergeburtstag mitzunehmen? Und eben aber auch: Ist mir die Bildqualität des Iphones gut genug, um mich in vielen Jahren noch daran zu erfreuen? Man kommt mit dem Iphone dann eben doch an seine Grenzen. (Nicht nur was den internen Speicher des Telefons angeht) Mittelmässige Hauttöne, sowie Randunschärfe und seltsame Verzerrungen an den Kanten, fallen einem als jemanden der recht viele Fotos macht, dann doch auf.  Andererseits: Will ich wirklich viel Geld ausgeben für etwas, was vielleicht nur ein klein wenig besser ist als mein Iphone? Ist es nicht dekadent neben einem Vollformatsystem eine weitere Kamera für den privaten Spaß zu nutzen? Also ging in mir das Rattern im Kopf wieder los! Hier ein paar Auszüge aus meinen Hirn: Sony RX100M3? tolle kompakte Kamera mit sehr guter Videofunktion. Letztlich ist der Sensor mir aber zu klein um meinem Vollformat Anspruch zu genügen. Außerdem ist Sony mir einfach nicht "sexy" genug. Olympus OMD oder auch die tolle neue Olympus PEN? Man diese Kameras sind schon toll. Sehen super aus, der AF ist richtig geil, man hat einen Schwenkbaren Monitor. Viele tolle Möglichkeiten. Aber: Für ein bisschen Qualität der Linse, wird's dann auch wieder etwas größer und letztlich auch hier das Hauptproblem: Ich bilde mir ein, zu erkennen dass der BQ bei diesem kleinen Sensor einfach nicht ganz so geil ist. So richtig überzeugt hat mich die BQ von Micro 4/3 leider noch nie. RICOH GR? - Auch was echt feines! Schneller AF, gute Festbrennweite. Nachteil: Leider keinen Sucher. Meine perfekte Kamera wäre eine Sucherkamera mit Vollformatsensor und 35 1.4 Festbrennweite, die am besten noch etwas kleiner als die X100 ist. Gibt es sowas? Nun ja, es gibt die LEICA M, die ist zwar etwas größer als die Fuji aber hat einen kleinen aber feinen weiteren Nachteil. Mit guter Linse sind wir hier schnell bei über 10.000 Euro. Wäre es mir das wert? Ich glaube ja, aber ich habe (leider) nicht das Geld übrig! Vor 2 Jahren kaufte ich mir im Februar aus ganz ähnlichen Gründen die Fuji x100s. Oh man war ich verliebt in diese Kamera. So ein tolles Design, so viel Spaß beim Fotografieren. Ich war wirklich stolz und glücklich mit ihr. Letztlich habe ich sie dann aber doch wieder verkauft. Meine Gründe damals: 1. Die Farben der Rohdaten gefielen mir nicht und es gelang mir nicht mit Lightroom und VSCO diese zu meinem Geschmack zu verändern. Die Bilder kamen mir flach vor, der Sensor und das Objektiv gaben wenig Kontrast aus. Außerdem liebte ich den Unschärfeverlauf meines 35 1.4 Objektives an meiner Vollformatkamera so sehr und habe häufig beim Vergleich mit der X100s feststellen müssen, dass der kleine Sensor und ein weitwinkliges Objektiv hier nicht mithalten können. Meine Entscheidung lautete daher: Verkaufen, auch wenn ich ein wenig traurig war über diesen Schritt. Ich war mit den Ergebnissen einfach nicht glücklich. 

 

Wie so häufig im Leben, musste ich auch bei diesem Thema wieder feststellen: Der Fehler lag nicht in der Kamera sonder er stand oder saß hinter der Kamera. Fuji - Kameras sind nicht dafür gedacht um bei Lightroom ein Maximum aus Bildqualität rauszuholen. Fuji Kameras machen von sich aus geile Bilder. Entweder gleich in der Kamera als Jpg - Dateien, besonders liebe ich die Möglichkeit ein Jpg in der Kamera aus einem RAW zu entwickeln, oder eben mit den entsprechenden Kameraprofilen hinterher am Rechner. Dann sind die Farben und der Weißabgleich einfach der Hammer. Ich schlucke zwar immer noch ein wenig was Kontraste und Schärfe angeht und natürlich sieht man auch einen Unterschied in der Bildwirkung im Vergleich zum Vollformat - aber: Die Bilder der X100 gefallen einfach. Sie sehen harmonisch aus und sind dabei trotzdem sehr dynamisch. Einzig an den Hauttönen bei schlechtem Licht muss ich noch etwas arbeiten. Ein paar Beispiele gefällig?

Haus In Dänemark keine Hochzeit
Hochzeitsfotograf aus Hamburg in Dänemark Urlaub
Fuji Kinder Dänemark x100t
Fuji x100t Hochzeitsfotograf
Fuji x100f tolle Farben
mit der Fuji in Griechenland

Diese Bilder sind alle in der Kamera entwickelt worden. "Das sieht man aber auch!"  - fragst du vielleicht? Mag sein. Aber im Vergleich zur Nikon, funktioniert genau das hier. Farben, Details, Tonwerte die einfach nur gut sind. Nicht spektakulär - kein Retro Look, kein VSCO Look, aber einfach gut. Ich muss mich immer wieder zwingen, der Kamera selber die Entwicklung zu überlassen und mich selber nur auf das Wesentliche konzentrieren. Ich kann mir vorstellen, dass es dann eine Liebe wird die bleibt. Endlich.

 

Würde ich eine X100t oder X100f als Kamera auf Hochzeiten nutzen? Auf gar keinen Fall! Warum? 1. Der Autofokus ist nicht gut genug 2. Es gibt nur einen Slot für Speicherkarten 3. Der Akku hält nicht lange genug und ich will nicht 10 Akkus mit zu einer Hochzeit nehmen. Diese Kamera würde eine Hochzeit kaum überstehen, es gelten wirklich andere Gesetze in der Hochzeitsfotografie. Aber für alles andere: Meinen Urlaub, meine Familie - meine Freizeit: Ein Traum. 

 

Update Januar 2019

 

Ja, liebe Leute was soll ich sagen. Diese Geschichte ist wahrlich unendlich. Beruflich bin ich 2018 komplett von Nikon zu Sony gewechselt, auch wenn ich diesen Schritt nicht bereue - für meine privaten Bilder bleibe ich bei Fuji. Als die neue Fuji X100F auf den Markt kam, kaufte ich sie mir natürlich, weil ich dachte: Sicher wird diese noch einen Tick besser sein als die X100t. In vielen Teilen war sie es auch. Besserer AF, besserer Akku und vor allem hatte die X100F auch einen tollen AF- Stick. Letztlich gefiel mir die Farbgebung des neueren Sensors nicht so gut, wie die der X100t. Der Weißabgleich war auch häufig komplett daneben - das ist nicht dramatisch, wenn man später eh noch viel in Lightroom aufarbeitet. (Seitenhinweis: Die Sony A7iii haut im Weißabgleich auch häufig komplett daneben) - Was mir bei der X100t aber, wie oben bereits beschrieben, so gut gefiel waren diese fertigen Bilder, dieser "Leica Look"- der einfach echt, nicht drüber - nicht drunter und vor allem nicht digital aussieht. Also behielt die X100t und nutze sie auch 2019 immer noch für all meine persönliche Arbeit. Eine geniale Kamera. Sie erobert weiterhin mein Herz, ich nehme sie gerne mit. Ja bei schlechten Licht ist sie für prof. Arbeit nicht wirklich geeignet - aber sie bleibt in meiner Tasche.

 

 

 

Was sind eure Erfahrungen mit der X100t? Schreibt es mir gerne! 

 

Update März 2021 - immer noch happy! Tolle Kamera auch im Jahre 2021. Ja der Autofokus meiner Sonys ist besser, aber solange man es nicht auf der Tanzfläche braucht - kein Problem.

 

Update 2023 - weiter Fan der Kamera, leider kein Fan der Brennweite mehr, deshalb bin ich 2022 zu eine Leica Q gewechselt. Alle Infos findet ihr hier.

Meine Arbeit als Hochzeitsfotograf in Hamburg. Hier kommen ein paar Eindrücke.

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Kommentare: 9
  • #1

    Johnboy (Montag, 09 September 2019 22:51)

    Vielen Dank für deine Eindrücke mit der X100....
    Ich bin überzeugt und werde sie wahrscheinlich einem guten Freund zum Geburtstag schenken.

  • #2

    tobias_adrian (Freitag, 01 November 2019 13:15)

    Danke für den persönlichen Beitrag zu dieser kleinen Kamera.
    Mir geht es ganz genauso. Beruflich (muss ich) mit einer A7III arbeiten aber privat nutze ich fast ausschließlich die x100t.
    Eine derart eigene Farb und Kontrastwiedergabe habe ich bei noch keiner Kamera erlebt.
    Und im direkten Gegenlicht zaubert sie derart schöne Ghostings und Halos ..... 100% Suchtfaktor.

    Ich wünsche dir noch viele viele tolle Bilder mit der T.
    Die neuen Fujis werden immer besser, aber weniger authentisch ;-)

    Grüße Tobi

  • #3

    Ute (Mittwoch, 27 November 2019 23:25)

    Ich habe mir schon vor Jahren diese kleine Fuji zugelegt, und ich bestreite davor einen großen Teil meinen Bilder. Zuerst wird in meiner Umgebung gestaut und geunkt über diese „Minikamera“ , aber sie hat alle überzeugt.
    Sie ist inzwischen - neben meiner XT20 meine liebste Kamera. Ich kann deine Meinung also absolut teilen. Die X100t macht sehr stimmungsvolle, echte Bilder und dass man sich zum Objekt an und zu zu Fuß bewegen muss, statt zu zoomen, finde ich eher gut, denn es ändert sich die Perspektive.
    Beste Grüße

  • #4

    daniel (Montag, 16 Dezember 2019 19:48)

    hallo matthias,
    ich kaufte mir die x100t vor etwa einem jahr und war zu anfang nicht wirklich froh mit der kamera. ich photographiere seit 2015 mit fuji und habe inzwischen die eine oder andere kamera und auch das eine oder andere objektiv von fuji zuhause. ich achte bei meiner ausrüstung vor allem auf kompaktheit und bildqualität. dazu habe ich auch analog stets mit klassischen kameras photogaphiert. fuji bot mir hier einen leichten wechsel. daher war meine erste festbrennweite war das xf27mm f2.8. ich verliebte mich gleich in das kompakte und scharfe objektiv und gewöhnte mich auch schnell an die normalbrennweite. als ich mir dann letztes jahr die x100t zulegte, hatte ich ein echtes problem mit der brennweite. sie ist nicht richtig weitwinkel, aber auch keine normalbrennweite, wodurch die kamera nach zwei monaten nur noch in der ecke lag und ich überlegte sie zu verkaufen.

    dann im september diesen jahres, gab ich der kamera eine neue chance. es ist zwar noch immer nicht meine brennweite und das fehlende filtergewinde halte ich nach wie vor für einen großen fehler, aber die bilder die sie macht, die farben, die ... mir fehlen einfach die worte um dies zu erklären. es ist einfach nur photographieren und alles im bild stimmt.

    es ist somit eine "hassliebe" mit der tollen bildqualität aber dem "falschen" objektiv.

  • #5

    Joe (Mittwoch, 18 Dezember 2019 20:51)

    Schöne Bilder mit tollen Farben.
    Welche Filmsimulation und Einstellungen hast du bei den Fotos verwendet?

  • #6

    Lukas (Samstag, 19 Juni 2021 18:19)

    Danke für die tollen Infos.
    Wollte mir vor allem für den Urlaub eine Fuji X100x zulegen und schwanke zwischen S, T und V. Da ich noch eine Nikon DLSM habe, und nicht auf unendlich Megapixel angewiesen bin, habe ich eh überlegt, die T zu nehmen. Der Look deiner Bilder ist so toll, das hat mich überzeugt.
    Gibt es noch mehr davon zu sehen?

  • #7

    Jens (Mittwoch, 08 Dezember 2021 21:23)

    Hallo,
    Was mir besonders an Futj gefällt: u.a. Filmsimulationen und erweiterte Filter - z.B. die Rottöne werden farbig aufgenommen, während die anderen Farben in schwarzweiß aufgenommen werden.
    Im Herbst 2021 bin ich von Nikon 3100 zu einer gebrauchten Fujifilm X-T100 gewechselt. Nikon Umstellung von Spiegelreflexkameras DSLR zu Systemkameras DSLM hat für mich einen grossen Nachteil: viel zu wenig ABS-C Objektive bzw. Festbrennweiten. Wenn ich mir eine kompakte APS-C-Kamera kaufe, dann möchte ich keine schweren, großen und teuren Vollformatobjektive verwenden. Adapter und DSLR-Objektive sind für mich keine Option. Jetzt spate ich noch auf die Festbrennweite Zeiss Touit 32/1,8 Fuji X, Grüssle Jens
    www.my-stories.eu

  • #8

    Carsten (Freitag, 11 Februar 2022 17:03)

    Was ist denn mit der Leica Q? Die entspricht doch viel eher deinen Anforderungen.

  • #9

    Thorsten (Dienstag, 30 August 2022 17:46)

    Bin eigtl nur wegen der Fuji-Review hier, muss aber ein Kompliment hier lassen. Kenne mich nicht mit dem Genre Hochzeitsfotos aus, aber deine Zusammenstellung ist wirklich top im Vergleich zu dem, was ich sonst so sehe im Internet in dem Bereich: Tolle Qualität, originelle Motive, Emotionen ... und alle Protagonisten ganz bei sich selbst, als wärst du ganz unaufdringlich mittendrin. Chapeau!

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